Tiger Eye by Liu Marjorie M

Tiger Eye by Liu Marjorie M

Autor:Liu, Marjorie M. [Liu, Marjorie M.]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Paranormal
veröffentlicht: 2014-03-23T23:00:00+00:00


7

Nach dieser Bemerkung war es an Dela, sich zu übergeben, aber dazu zog sie die Abgeschiedenheit ihres Badezimmers vor. Sie hörte, wie die Männer im Wohnzimmer miteinander redeten, aber ihre Stimmen klangen gedämpft und undeutlich. Dela wollte allerdings auch gar nicht wissen, was sie sagten. Ihr Entsetzen war viel zu groß. Ihr saß ein Kloß im Hals, aber sie konnte einfach nicht weinen. Sie hätte gern geweint, sehr gern sogar, aber die Tränen wollten einfach nicht fließen. Sie starrte ihre Reflexion im Badezimmerspiegel an und hasste, was sie da sah.

Ich habe dieses Messer selbst gemacht. Ich habe es geschaffen, und es hat ein Kind getötet.

Ihr Verlangen, Waffen anzufertigen, Klingen, und ihr Wissen um deren finsteren Zweck waren am Ende doch aufeinandergeprallt und hatten ein furchtbares, unverständliches Ergebnis gezeitigt.

Nur, warum überraschte sie das? Jedes Mal, wenn sie eine Waffe schmiedete, bettelte sie förmlich nach Blut. Nicht im wörtlichen Sinne, aber wofür sonst wurden Klingen geschmiedet, wenn nicht, um zu durchtrennen, zu entleiben, Schmerz und Tod zu bewirken? Wofür sonst? Sie waren doch keine reine Dekoration! Nicht nur Kunst. Selbst Dela war nicht so naiv anzunehmen, dass ein Messer immer sicher war. So viel wenigstens hatte sie sich eingestanden.

Aber ein Kind?

Dela dachte an Wissenschaftler, die in ihren Laboren an noch wirksameren Bomben oder High-Tech-Waffen arbeiteten, sich auf die Wissenschaft konzentrierten, den Preis an Menschenleben vergaßen und die Ergebnisse dieser wissenschaftlichen Forschungen verdrängten. Dela hatte immer nur an Stahl gedacht, daran, ihm eine nützliche Gestalt zu geben. Sie bezog zwar den Tod in ihre Überlegungen mit ein, doch war er nur ein ferner Schatten. Unwirklich.

Und dennoch, trotz ihres Ekels, des Entsetzens, das sie empfand, spürte sie das Verlangen nach Stahl in ihrer Brust, das finstere Bedürfnis, andere Dinge zu schmieden und zu erzeugen als einfach nur »ungefährliche« Kunst. Keine weichen Rundungen, sondern scharfe Kanten - Schärfe überhaupt.

Bin ich ein Monster?, fragte sie sich. Und wenn nicht, was bin ich dann?

Jemand klopfte leise an die Tür des Badezimmers.

»Geh weg!«, befahl Dela. Die Tür schwang trotzdem auf, und Hari steckte den Kopf herein. Ihre Blicke trafen sich, dann war er plötzlich bei ihr, zog sie von dem Waschbecken weg in seine Arme. Er hielt sie fest, streichelte ihr Haar, und plötzlich versteckten sich ihre Tränen nicht mehr; sie strömten über ihre Wangen auf Haris Hemd. Dela schluchzte; es war ein heftiges, würgendes, hässliches Schluchzen.

Hari sagte nichts. Er stand einfach bei ihr, warm und tröstend, und sie wusste instinktiv: Hari würde sie immer verstehen, ganz gleich, wie schlimm die Dinge auch stehen mochten. Er würde sie allein darum verstehen, weil er selbst Schlimmeres überlebt hatte, als sie sich auch nur annähernd vorstellen konnte. Und er würde sie verstehen, weil er ihr Freund war.

Er würde sie verstehen, weil er… weil er sie liebte?

Dela wusste, dass er sie begehrte, dass es ihn nach ihr gelüstete. Aber Lust war nicht dasselbe wie Liebe, und sie hatte weder ihr Herz noch ihren Körper je freigebig verschenkt. Dennoch wusste sie, dass das, was Hari empfand, etwas Echtes war. Trotz ihrer Verzweiflung



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